"Schlachthof 5" (UA) nach dem Roman von Kurt Vonnegut
Kurt Vonnegut erzählt über das Grauen des Krieges und macht zugleich das Erinnern selbst zum Thema. Sein Roman "Schlachthof 5" ist Collage, Satire, Biografie, Science Fiction und alles zugleich: fragmentarisch-ausschnitthaft wandert die Romanerzählung durch unterschiedliche Zeitebenen und lässt persönliche Erfahrung und Erlebtes mit Fiktion zusammenlaufen. Vonnegut gerät als junger amerikanischer Soldat 1944 in Kriegsgefangenschaft und wird nach Dresden gebracht. In den Kellern des Schlachthof 5 überlebt er die schweren Bombenangriffe vom 13. und 14. Februar 1945. Sein 1969 erschienener Roman wird zum Kultbuch.
Wie erinnern wir den Krieg? Welche Erfahrungen werden Teil unseres kulturellen Gedächtnisses? 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sind die Fragen, die "Schlachthof 5" aufwirft, aktuell wie nie. Bereits zu NS- und DDR-Zeiten wurden die Geschehnisse der Bombennacht zum Spielball einer wechselvollen Instrumentalisierung durch unterschiedliche politische Akteur:innen und Lager. Und auch heute wird beständig an dem "Mythos Dresden" fortgeschrieben. Gegen die Vereinnahmung der Bombenangriffe durch (Neo)Nationalistische und rechtspopulistische Gruppierungen hat sich eine breite Allianz bürgerschaftlichen Engagements quer durch verschiedene Bevölkerungsgruppen, Parteien, Institutionen und zivilgesellschaftlichen Organisationen gebildet.
Vor diesem Hintergrund entwirft der russische Theaterregisseur Maxim Didenko eine neue Bühnenfassung von "Schlachthof 5", die im Festspielhaus Hellerau uraufgeführt wird. Die Inszenierung ist als multimediales Musiktheaterprojekt an der Schnittstelle von Theater, Tanz, Musik und Performance konzipiert, bei dem Performer:innen, Tänzer:innen und Sänger:innen auf der Bühne agieren. Die eigens für das Stück komponierte Musik von Vladimir Rannev wird live von AuditivVokal Dresden szenisch aufgeführt. Für die choreografische Umsetzung mit einem neunköpfigen Performer:innen-Ensemble arbeitet Didenko eng mit dem Choreografen Vladimir Varnava zusammen. Der Künstler und Lichtdesigner AJ Weissbard greift für die räumliche Realisierung von "Schlachthof 5" auf das Naturlicht-Konzept aus den Gründerjahren des Festspielhauses Hellerau zurück und Oleg Michailov kreiert die Videokunst.
Künstler:innen:
Maxim Didenko, Vladimir Rannev, Johannes Kirsten, AJ Weissbard, AuditivVokal Dresden (RU/DE)
Aufführungen:
24. bis 27. September 2020
HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden
Über AUDITIVVOKAL DRESDEN
Im Jahr 2007 von Olaf Katzer gegründet, avancierte AuditivVokal Dresden innerhalb weniger Jahre zu einem der profiliertesten Vokalensembles der Gegenwartsmusik.
Das Originalklangensemble der Moderne steht für alles.außer.gewöhnliche Konzerte. Ein Schwerpunkt des Ensembles liegt auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten im vokalen Ensemblegesang sowie nach neuartigen Kontexten durch Verknüpfungen von Wissenschaft, Politik und Kunst. Neben neuen Gesangs- und erweiterten Klangproduktionstechniken und ihrer Etablierung setzt AuditivVokal Dresden einen zusätzlichen Schwerpunkt auf die Interpretation Alter und Früher Musik. Die künstlerischen Tätigkeiten umfassen eine enorme Bandbreite des zeitgenössischen Repertoires und der Veranstaltungsformen, von kleinbesetzten A-cappella-Konzerten bis hin zu großen Konzerten mit Orchestern.