
Alphornkonzert von den höchsten Dächern Dresdens
Am 12. September 2020 begegnen die Dresdner Sinfoniker auf ihre Weise den Herausforderungen der Corona-Pandemie mit einem bislang beispiellosen Konzert: Zahlreiche Alphörner und weitere Blechblasinstrumente spielen von den höchsten Dächern Dresdens und verwandeln den Stadtteil Prohlis in ein fiktives Alpenpanorama. Der Komponist Markus Lehmann-Horn hat eigens hierfür ein neues Werk geschrieben, das, wie die weiteren Stücke des Abends, die engen Grenzen des klassischen Konzertsaals sprengt und Menschen zusammenbringt. Bereits am Vormittag spielen die 33 Musiker:innen der Dresdner Sinfoniker in kleineren Gruppen in den Innenhöfen des Wohnviertels und laden so die Bewohner:innen zum kostenfreien Konzert am späteren Nachmittag ein.
Musikalische Erfahrungen jenseits des Mainstreams
Das Setting ist spektakulär: Sechzehn Alphörner, neun Trompeten, vier Tubas und vier Dà Gǔ-Trommeln füllen ein ganzes Wohnquartier mit Klang. In fast 50 Metern Höhe, auf den Dächern von vier 17-geschossigen Gebäuden, sind die Alphornist:innen postiert – jeweils als Quartett in den Stimmungen es, f und ges zusammengefasst. Auf weiteren Hochhausdächern liefern Trompeten und Tuben weitere Klangfarben und bereichern die spieltechnischen Möglichkeiten des Ensembles. Als Klangsockel (und auch räumlich ge- erdet) fungieren vier chinesische Dà Gǔ-Trommeln plus Schlagwerk – aufgestellt auf dem Parkdeck des zentralen Shoppingcenters. Die Musik dieses Konzerts nutzt die räumliche Distanz, immerhin mehrere hundert Meter zwischen den Spieler:innen, das Grundmotiv ist die Verständigung der Instrumentengruppen. Genau hierfür steht auch das Alphorn: das Wechselspiel über weite Entfernungen im Gebirge. Wir befinden uns jedoch in der weitläufigen Topographie eines Wohngebietes – mit imposanten Vielgeschossern, die den Dresdner Sinfonikern freundlicherweise von der Vonovia zur Verfügung gestellt werden.
Einmaliges und neues Konzertformat
"Himmel über Prohlis" bespielt ein ganzes Wohnviertel. Schon die räumliche Dimension des Events ermöglicht es Musiker:innen und Publikum gleichermaßen, die Mindestabstände in Zeiten der Corona-Pandemie einzuhalten und Musik wieder live zu erleben. Ziel ist es, Prohlis mit ungewohnten Klängen für viele Menschen "hörbar" zu machen. Dabei holen die Dresdner Sinfoniker ihr Publikum dort ab, wo es zu Hause ist: Bei einem Spaziergang durch ihr Viertel oder auf den Balkonen ihrer Wohnungen. Auf dem zentralen Parkdeck des PROHLISZENTRUMS gibt es zudem die Möglichkeit Sitzplätze einzunehmen, von denen die hohen Gebäude ringsum gut zu sehen sind.
Aufführung:
12. September 2020 | 17 Uhr
Innenhöfe der Gebäude rund um das PROHLISZENTRUM
Konzert-Mitschnitt
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Über die DRESDNER SINFONIKER

Dieses Orchester ist ein Unikat. Es setzt sich aus großartigen Musikerinnen und Musikern so ziemlich aller bedeutenden europäischen Klangkörper zusammen und tritt nur für eigens initiierte Projekte in Erscheinung. Mitglieder der Dresdner Philharmonie und der Sächsischen Staatskapelle musizieren gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Berlin, London und Wien. Ensembles wie das Kronos Quartet und die Pet Shop Boys, Gäste wie Katharina Thalbach, Kayhan Kalhor, Andreas Boyde, Peter Bruns, René Pape und Bryn Terfel haben bereits mit den Dresdner Sinfonikern musiziert. Für ihre herausragende Arbeit wurden die Sinfoniker vielfach ausgezeichnet, zum Beispiel mit dem UNESCO-Sonderpreis Welthorizont oder dem ECHO Klassik.
Mit Musik für eine bessere Welt sorgen, für eine gerechtere Welt – das ist nicht naiv, das ist ein ehrliches Engagement, gespeist aus Anteilnahme an dem, was um uns herum geschieht. Getreu der Überzeugung, dass es kein fremdes Leid gibt, widmeten und widmen die Dresdner Sinfoniker ihre Projekte den Missständen und Massakern, dem Trennenden und Verleugneten, aber auch dem Gemeinsamen und Verbindenden.
(Text: Michael Ernst)