Bakunins Barrikade seit 1849 erstmals in Dresden
Der neu gegründete Kunstverein Dresden gibt sein Debüt und lädt zur ersten Ausstellungseröffnung im Raum am Goldenen Reiter, Neustädter Markt, ein. Mit Ahmet Ögüt (*1981 in Silvan, Diyarbakır/Türkei) wurde ein gefragter, international operierender Künstler gewonnen. Sein Werk "Bakunins Barricade" wurde bereits im Eindhovener Van Abbemuseum, im Museum Ludwig Köln und kürzlich in der Charlottenborg Kunsthalle Kopenhagen realisiert.
Und dennoch kommt es erst in Dresden bei sich selbst an. Denn die Barrikade aus Autowracks, Reifen, Absperrgittern und Baumaterial verweist nicht nur auf eskalierte Demonstrationen, sondern geht direkt auf eine Dresdner Legende zurück: In der Literatur wird Michail Bakunin (1814-1876) gerne als Anarchist bezeichnet. Schon Friedrich Engels pries den radikalen Berufsrevolutionär als "einen fähigen, kaltblütigen Führer". Aus Bakunins Dresdner Zeit stammt die vielkolportierte Anekdote, wie Blutvergießen zu vermeiden sei. So habe Bakunin während des Maiaufstands 1849 vorgeschlagen, Meisterwerke aus der Dresdner Gemäldegalerie an einer Barrikade zu befestigen. Denn sicher seien die preußischen Truppen viel zu kultiviert, um darauf zu schießen. Schriftlich findet sich kein Beleg dafür, aber allein die Idee fasziniert als Denkmodell noch heute.
Ahmet Ögüt nimmt also Bakunin beim Wort und bestückt die Barrikade mit wertvollen Kunstwerken – bisher aus der jeweiligen Museumssammlung stammend. In Eindhoven schmückte sogar eine Dresdner Elbansicht von Oskar Kokoschka die anarchistische Sperre.
In Dresden im Jahr 2018 repräsentiert die Installation das kulturelle Engagement des neu gegründeten Kunstvereins Dresden, denn alle Arbeiten stammen aus den persönlichen Sammlungen seiner Mitgliederinnen und Mitglieder.
Kuratorin:
Susanne Altmann
Ausstellungsdauer:
20. Oktober 2018 bis 20. Januar 2019
Eröffnung: 20. Oktober 2018 | 20 Uhr
Über den
KUNSTVEREIN DRESDEN
2017 gegründet, hat es sich der ehrenamtlich organisierte Kunstverein Dresden e. V. zur Aufgabe gemacht, nationale und internationale Gegenwartskunst, die noch nicht etabliert, aber zukunftsweisend ist, nach Dresden zu holen.
Ausstellungen bilden das Fundament des Programms, das der Kunstverein Dresden gemeinsam mit Kurator:innen entwickelt. Als Projekt für 2020/21 hat der Kunstverein Dresden dafür eigens ein Kurator:innenprogramm initiiert, in dessen Rahmen freie nationale und internationale Kurator:innen Ausstellungskonzepte speziell für Dresden entwickelt haben. Ziel ist, anhand junger kuratorischer Setzungen und künstlerischer Positionen kunstspezifisch und gesamtgesellschaftlich relevante Debatten anzustoßen und zu vermitteln. Die Teilhabe der gesamten Stadtgesellschaft und eine breite Zugänglichkeit durch Veranstaltungen und Vermittlung sind Zielvorstellungen für das Programm des Kunstvereins Dresden.