
Mira Dayal & Beto Shwafaty - kuratiert von Alessandro Facente
Die Ausstellung "I Kept Getting These Dreams" (Ich hatte immer wieder diese Träume), die der in New York lebende Kurator Alessandro Facente für den Kunstverein Dresden konzipiert hat, präsentiert Arbeiten zweier Künstler:innen, die gesellschaftliche, politische und durch Naturereignisse hervorgerufene Unsicherheiten der gegenwärtigen Lebenswelt visualisieren. Zugleich ergründet sie die Psychologie der wachsenden Gewaltbereitschaft in Krisensituationen. Eine Wandinstallation der New Yorker Künstlerin Mira Dayal tritt dabei in einen Dialog mit einer Readymade-Skulptur und einer Sound-Installation des in São Paulo lebenden Künstlers Beto Shwafaty. Darüber hinaus interagieren die Werke mit der Dresdner Museumslandschaft.
Facentes Ausstellungskonzept ist von Otto Dix’ ikonischem Gemälde "Der Krieg" (1929-1932) inspiriert, einem Hauptwerk des Dresdner Albertinums, mit dem der Künstler der Heroisierung von Kriegen in der öffentlichen Wahrnehmung entgegentrat. Im Gegensatz zu dieser propagandistisch aufgeladenen Sichtweise zeigte Dix schonungslos die grausamen Auswirkungen auf die Bevölkerung auf. In den Jahren nach seiner Zeit als Soldat während des Ersten Weltkriegs war der Maler immer wieder von posttraumatischen Belastungsstörungen heimgesucht worden. In sein Tagebuch notierte er: "Ich hatte immer wieder diese Träume".
Auch wenn sich weder die Mitgliedsstaaten der EU noch die USA und Brasilien in einem realen Kriegszustand befindet, ist doch festzustellen, dass die politischen Verwerfungen der vergangenen Jahre zu einer Steigerung von Rassismus, gesellschaftlicher Ungleichheit und ebenso zur Unterdrückung von Menschenrechten geführt haben sowie zu haltlosen Verschwörungstheorien und zur Leugnung des Klimawandels. Mit diesen Phänomenen gehen Stresssymptome, eine tiefgreifende Polarisierung der Gesellschaft und ein signifikanter Anstieg von Hasskriminalität einher. Dieser unterschwellig geführte ‚Krieg‘, der vor allem in den sozialen Medien ausgetragen und meist stillschweigend geduldet wird, verstellt nicht nur unseren Blick auf die Wirklichkeit, er erzeugt zugleich eine feindselige Grundstimmung. Die daraus resultierenden düsteren Bilder von Krankheiten, Hass, Katastrophen und Tod beeinflussen nicht nur unsere Zukunftsvisionen – sie werden auch einst unsere Träume durchdringen.
Vor dem Hintergrund dieser von Zerfallserscheinungen geprägten Gegenwart senden die Arbeiten von Mira Dayal und Beto Shwafaty widersprüchliche Botschaften aus, indem sie sich eindeutigen Antworten auf irreführende und spaltende gesellschaftliche Narrative entziehen, gleichzeitig visionäre Lösungsansätze entwerfen und dabei Werte wie Empathie, Mitgefühl und Heilung in den Vordergrund stellen.
Künstler:innen:
Mira Dayal & Beto Shwafaty
Kurator:
Alessandro Facente
Ausstellungsdauer:
05. März bis 30. April 2021
Kunstverein Dresden
Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann, im Gespräch mit dem Kurator Alessandro Facente
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Über den
KUNSTVEREIN DRESDEN
2017 gegründet, hat es sich der ehrenamtlich organisierte Kunstverein Dresden e. V. zur Aufgabe gemacht, nationale und internationale Gegenwartskunst, die noch nicht etabliert, aber zukunftsweisend ist, nach Dresden zu holen.
Ausstellungen bilden das Fundament des Programms, das der Kunstverein Dresden gemeinsam mit Kurator:innen entwickelt. Als Projekt für 2020/21 hat der Kunstverein Dresden dafür eigens ein Kurator:innenprogramm initiiert, in dessen Rahmen freie nationale und internationale Kurator:innen Ausstellungskonzepte speziell für Dresden entwickelt haben. Ziel ist, anhand junger kuratorischer Setzungen und künstlerischer Positionen kunstspezifisch und gesamtgesellschaftlich relevante Debatten anzustoßen und zu vermitteln. Die Teilhabe der gesamten Stadtgesellschaft und eine breite Zugänglichkeit durch Veranstaltungen und Vermittlung sind Zielvorstellungen für das Programm des Kunstvereins Dresden.